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Vom 13.-15. November 2015 fand das dritte TYPO3camp RheinRuhr in Essen statt. Hier habe ich zum ersten Mal an einem Barcamp teilgenommen und konnte auf diese Weise viele Leute aus der TYPO3-Community kennenlernen, deren Namen ich bislang nur aus Foren und Mailinglisten kannte. Auch vom TYPO3 Core-Team waren einige Mitglieder anwesend.

Zuerst einmal: Was ist ein TYPO3- bzw. Barcamp?

Ein Barcamp ist eine in der Regel zweitägige Veranstaltung, bei der die Teilnehmer selbst für die Vorträge und die Organisation sorgen. Es gibt zu Beginn des Barcamps keine festen Vorträge oder Redner, jeder kann sein Thema selbst zur Abstimmung stellen oder auch Vorträge wünschen.

Die sogenannten Sessions sind Vorträge, Diskussionsrunden oder auch Arbeitsgruppen. Sie dauern üblicherweise zwischen einer halben und Dreiviertelstunde, bei längeren Themen sind auch doppelte Sessionslots planbar. Obwohl die Inhalte bei Barcamps oft im Softwarebereich liegen, steht es jedem frei, ein völlig anderes Thema vorzuschlagen.

Nach einer Einführungsrunde zu Beginn, während der sich jeder Teilnehmer kurz vorstellt, beginnt die sogenannte Sessionplanung: Hier kann jeder seine Session kurz vorstellen. Durch Abstimmung per Handzeichen wird die Zahl der daran interessierten Teilnehmer ermittelt und anhand dessen der passende Raum zugeordnet. Am Ende ist ein Stundenplan erstellt, der die Sessions nach Räumen und Uhrzeit sortiert abbildet.

Die Kosten für die Barcamps, etwa Raummiete und Verpflegung, werden für gewöhnlich von Sponsoren getragen. Je nach Barcamp kann es sein, dass die Teilnehmer noch einen Unkostenbeitrag zahlen müssen.

Bei einem TYPO3camp liegt der Schwerpunkt natürlich beim Content Management System TYPO3 und Webprogrammierung, aber auch hier sind andere Themen möglich und erwünscht. TYPO3camps finden zu verschiedenen Terminen in ganz Deutschland und mehreren Nachbarländern statt, z.B. in Berlin, Stuttgart und München.

Das TYPO3camp RheinRuhr (T3CRR) wurde in diesem Jahr von den folgenden Unternehmen finanziell gefördert: Dem Systemhaus WMDB Systems, dem Webhoster Mittwald, den Agenturen Marketing Factorywfp:2 und +Pluswerk AG, sowie dem Webhoster jweiland.net und der Agentur Rheinschafe.

Der perfekte Ort: Das Unperfekthaus in Essen

Das ehemalige Franziskanerkloster in der Essener Innenstadt ist ein Veranstaltungsort und freier Arbeitsplatz. Gründer und Künstler aller Fachrichtungen können (von einer Putzkostenpauschale abgesehen) kostenlos ihren Tätigkeiten nachgehen. Auf sieben Etagen finden sich verschiedenste Räume, Bühnen, Ruhezonen, Proberäume, Ateliers und Dachterrassen, dazu stehen überall im Haus Tischkicker, Tischtennisplatten und Instrumente zur freien Verfügung.

Alles ist für Besucher offen zugänglich, die ein Eintrittsgeld bezahlen, um den Menschen bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen oder auch einen Kindergeburtstag im Restaurant zu feiern. Es herrscht eine sehr entspannte, offene Atmosphäre im ganzen Haus.

Teil des Unperfekthaus ist auch ein WG-Hotel, in dem bis zu 14 Personen übernachten können, mit großer Küche, 8 Bädern und eigener Sauna. Ein normales Hotel liegt nebenan.

Das Warm-Up am Freitag

Wer wollte, konnte vorab an einer Führung durch die Essener Altstadt teilnehmen. Ab 19 Uhr trafen sich viele der Camp-Teilnehmer zum Warm-Up im „Joe’s Superbowling“, wo man sich gemütlich kennenlernen oder alte Bekannte wiedersehen konnte. 

Hier fand auch schon eine erste Registrierung für das Camp statt – so konnten die Bowler vom Freitag am nächsten Morgen ganz entspannt frühstücken, während sich der Rest eincheckte.

Nach dem Essen waren einige Bowlingbahnen für alle Teilnehmer reserviert, auf denen einige noch bis 1 Uhr nachts ihren Spaß hatten - inklusive mir. :)

Das Ticket zum TYPO3camp konnte zusammen mit zwei Übernachtungen im WG-Hotel des Unperfekthaus gebucht werden. Da bei der Reservierung des WG-Hotels etwas schief lief, haben die Organisatoren stattdessen Zimmer für uns im nahegelegenen Welcome Hotel gebucht.

Samstag - 1. Tag

Am nächsten Morgen habe ich im Unperfekthaus gefrühstückt und anschließend die Räumlichkeiten erkundigt. Um 9.30 Uhr gab es eine erste Einführung für Barcamp-Einsteiger wie mich, in der das Konzept und die Abläufe erklärt wurden.

Im Anschluss fand im gleichen Saal die erste Sessionplanung statt. Benjamin Kott begrüßte uns im Namen des Organisationsteams. Unter erleichtertem Applaus wurde die Vorstellungsrunde aller Teilnehmer abgesagt, was bei etwa 170 Personen sicherlich eine Stunde oder mehr Zeit in Anspruch genommen hätte.

Das diesjährige TYPO3camp stand unter dem Motto „Breaking down barriers“, was sich z.B. auf Hürden für neue Mitwirkende bezog, die Barrierefreiheit im Netz, aber auch zu mehr Offenheit gegenüber anderen Content Management Systemen. So gab es eine Session, in der David Jardin, bekennender Joomla-Fan, im WordPress-Shirt etwas zu MODX und dem CMS Garden erzählte.

Weitere Sessions an diesem Tag umfassten unter anderem die Vorstellung verschiedener TYPO3-Erweiterungen und Programmierhilfen. Eine Präsentation, an der ich im Nachhinein gern teilgenommen hätte: Jan Hellbusch demonstrierte wohl sehr eindrucksvoll, wie er Webseiten als Erblindeter wahrnimmt und welche Lehren Webentwickler daraus ziehen sollten.

Am Nachmittag fand noch eine besondere Session statt, zu der alle Teilnehmer eingeladen waren: Zeitgleich zum TYPO3camp lief in Cluj-Napoca/Rumänien das TYPO3 East Europe (T3EE). Über Skype gab es eine Live-Schalte zur Schwesterveranstaltung. TYPO3 Product Owner Mathias Schreiber überlegte unter anderem mit seinem Gegenüber, wie man die TYPO3-Community in Osteuropa unterstützen kann – zum Beispiel, indem die Redner dieses T3CRR ihre Vorträge bei einem TYPO3camp vor Ort wiederholen. Die Kosten für Reise und Hotel könnte die TYPO3 Association für die Redner übernehmen.

Den Abend haben viele im Restaurant des Unperfekthaus mit Gesprächen und Musik hören verbracht. Ich habe mich mit einigen anderen Teilnehmern des Camps noch zu einem kleinen Whisky Tasting im „Kaminzimmer“ getroffen. Jeder brachte ein Exemplar mit, dann wurde grob nach Geschmack sortiert, probiert und bis in die Nacht hinein gefachsimpelt – über Whisky und natürlich über TYPO3.

Sonntag - 2. Tag

Um 10 Uhr fand wieder die Sessionplanung statt. Angeboten wurden unter anderem Diskussionen, wie man den Nachwuchs fördert und wie Einsteiger sich aktiv an TYPO3 beteiligen können. Mathias Schreiber bot auf Wunsch einen ersten Ausblick auf TYPO3 CMS 8, ehe er die Neuerungen der gerade neu erschienenen Version 7.6 LTS präsentierte.

Das von Helmut Hummel gehaltene „Diary of a hack“ war eine kurzweilige und mit viel Schwung vorgetragene Präsentation zum Thema Sicherheit: Eine falsch geschriebene select-Abfrage in TypoScript kann schnell zum Ziel einer SQL-Injection werden. Wenn dann auch noch Rechte auf dem Server zu sorglos gesetzt wurden, erhält ein Angreifer im schlimmsten Fall Lese- und Schreibzugriff auf dem gesamten System. Meine Sorge war vorher, dass der Talk zu technisch wird – diese war absolut unbegründet.

Um 16 Uhr gab es dann die Abschlussveranstaltung, bei welcher auch der TYPO3 Wanderpokal für die beste Session vergeben wurde. Der Sieger erhält ein Ticket für das nächste TYPO3camp. Die Abstimmung erfolgte über Applaus für die zuvor Nominierten. Helmut Hummel gewann verdient; er musste allerdings schon vorher abreisen.

Nach der Verabschiedung trafen sich einige Teilnehmer noch zum Abendessen im Restaurant, anschließend ging es wieder nach Hause.

Mein Fazit

Es lohnt sich für jeden TYPO3-Entwickler, ob Front- oder Backend, mal ein TYPO3camp zu besuchen. Die Sessions auf diesem Camp waren recht anspruchsvoll aber durchweg wissenswert, auch für mich als Einsteiger.

Die TYPO3-Community ist kontaktfreudig und freundlich. Ich habe viele sympathische Menschen kennengelernt, mit denen ich hoffentlich weiter in Kontakt bleibe. Neben zahlreichen Gesprächen war es auch sehr interessant, sich einfach mal dazuzusetzen und anderen Diskussionen zu folgen. Aus den Sessions und dem Dialog mit anderen habe ich viel mitnehmen können.

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal allen Organisatoren, Rednern, Teilnehmern und Sponsoren danken, dass sie dieses TYPO3camp möglich gemacht haben! Es wird sicherlich nicht mein letztes gewesen sein. :)

P.S.: Sponsoring und Infostand lohnen sich – Mittwald hat an diesem Wochenende einen neuen Kunden gewonnen. Diese Website ist umgezogen.

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